Hildas Buchtipp

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{#Buchcover Leonard und Paul}"Leonard und Paul" von Rónán Hession

Ein wunderbarer Erstling, den Rónán Hession den Lesern hier präsentiert. Ein regelrechtes Wohlfühlbuch, ein Buch, das die Entschleunigung lebt.

Leonard und Paul sind zwei in das Mittelalter gekommene Freunde. Die Freundschaft scheint wie ein Pakt gegen Unrast und Achtlosigkeit der Welt zu sein. Leonard verfasst als Ghostwriter Wissensbücher für Kinder, Paul arbeitet als Ersatzpostbote. Beide Freunde kommen aus liebevollen Familien und hatten eine schöne Kindheit. Da Leonards Eltern bereits verstorben sind, findet er Zuflucht in Pauls Familie. Abends spielen sie oft gemeinsam Brettspiele. Ihre Abende verlaufen ruhig, besinnlich wie die Tage auch. Natürlich hat jeder so seine Gedanken, doch diese sind weder von Neid oder Ehrgeiz noch von Rivalität geprägt. Die Protagonisten sind glücklich. Genauso wie der Leser, der gerne an dem Alltag dieser interessanten Menschen teilnimmt. Kein einziger Absatz, kein einziger Satz langweilt. Im Gegenteil, die Geschichte entwickelt sich spannend und aus den Beschreibungen sprudelt grandioser Humor. Ihren Höhepunkt erreicht der Roman mit der wunderbaren Hochzeit von Grace und Andrew. Grace ist Pauls liebevolle Schwester. Einmal versucht sie Paul zum Nachdenken zu bringen. Was wird aus ihm, wenn die Eltern sterben oder hilfsbedürftig werden. Da gibt der sonst so stille Paul eine wortreiche Rede als Antwort. Er fragt die Schwester, warum sie sich Gedanken über Zukunft macht, von der sie nicht wisse, wie sie sein wird. Wichtig sei es jetzt miteinander glücklich zu sein, jetzt füreinander da zu sein, jetzt schöne Zeit miteinander zu verbringen.

Glücklichsein, solange wir Zeit dafür haben. Sich selbst nicht so ernst nehmen und die Probleme lösen, wenn sie kommen. Das ist die Devise von Paul und Leonard. Und mit diesem Leitsatz erreichen sie in ihrem Leben die Erfüllung. Der Leser schließt das Buch mit dem Wunsch, solche Menschen kennenzulernen.   

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{#Buchcover Edgar Selge}Edgar Selge "Hast du uns endlich gefunden"

Der Titel des Buches ist ein Zitat aus dem Kapitel „Traum von meiner Mutter“. Ein Vorgefühl dafür, wie wegweisend die Eltern für Edgar waren. In seiner Biographie erzählt der bekannte Schauspieler über das Leben seiner Familie. Es spielt hauptsächlich in den 60-er Jahren in Deutschland. Erzählt wird aus der Sicht des damals zwölfjährigen Selge. Der Roman zeigt eine hochinteressante Sicht des Jungen auf die Welt und lässt tief in die Seele des Kindes blicken. Edgars Familie ist sehr musikalisch und belesen und besteht aus Vater, Mutter und den vier Brüdern. Das sind Rainer, Werner, Martin, Edgar und der jüngste Andreas. Rainer kommt kurz nach dem Krieg durch eine explodierende Granate zu Tode.

Der Vater, Staatsanwalt von Beruf, arbeitete als Gefängnisdirektor in der Jugendstrafanstalt Herford, wo die Familie auch wohnt. Als Klaviervirtuose gibt er Hauskonzerte, die auch von Strafgefangenen besucht werden. Die Mutter, eine weniger begabte Musikerin und Sängerin, ist für den Haushalt und die Organisation dieser Veranstaltungen zuständig.

Vergnüglich zu lesen sind Edgars Gespräche mit seinen Eltern. Wenn er sich verteidigen muss, weil er wieder etwas angestellt hat. Wenn er nachts heimlich ins Kino geht, Filme schaut, die noch nicht für sein Alter gedacht sind, ihm aber viel bedeuten und seine Welt vergrößern. Das Geld dafür erschleicht er sich auf verschiedenste Weise. Dabei sieht er seine Verfehlungen nicht immer so, wie die Eltern sie sehen.

Dazu wird ganz anschaulich die Stimmung nach dem verlorenen Krieg in Deutschland beschrieben. Ehrlich und ohne Scham und aus mehreren Perspektiven.

Ein realistisches, bewegendes, neue Horizonte öffnendes Buch, das sich zu lesen lohnt.

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{#Buchcover Jörg Thadeusz Steinhammer}Jörg Thadeusz "Steinhammer"

Der Titel des Romans „Steinhammer“ ist nach der Straße in Dortmund-Lütgendortmund benannt, wo Edgar aufwächst. Es sind die Nachkriegsjahre. Edgars Vater ist im Krieg gefallen. Um versorgt zu sein, heiratet die Mutter Jupp, den Bruder ihres verstorbenen Mannes. Jupp ist Kriegsveteran und betreibt seinen eigenen Friseursalon.

Doch die Wärme kann diese Familien-Konstellation Edgar nicht geben. Das beste Verhältnis hat Edgar zu der jüngeren Halbschwester. Ganz wichtige Rolle in seinem Leben nehmen seine Freunde Nelly und Jürgen ein. Mit ihnen träumt er von einer Zukunft außerhalb der Grenzen dieser Stadt. Tatsächlich schaffen sie es, jeder für sich den Weg zu gehen, der zur eigenen Vorstellung passt. Edgar ist kunstbegabt. Es gelingt ihm, sich von Schaufensterdekorateur über Kunstmalerei bis zum Kunstprofessor hochzuarbeiten. Jürgen macht sein Glück in Amerika und Nelly in Berlin. Trotz der großen Entfernungen bleiben sie einander tief verbunden und halten Kontakt. Wenn Edgar seinerseits es meistens nur in Gedanken tut.

Etwas an diesem Roman ist ganz besonders. Alle Personen sind so echt, so liebevoll kauzig, so warm und so real beschrieben, dass der Leser das Gefühl bekommt, er hätte seine Nachbarn, Freunde, Verwandte vor sich. Mit Edgars künstlerischem Werdegang wird auch die Kunstentwicklung der 70-er Jahre so wie das Werken der Künstler um Beuys beleuchtet. Eine verrückte Zeit, die sich im Nachhinein wunderbar liest. Der Namen Beuys findet sich im Roman nicht. Weil „Steinhammer“ auch etwas mit dem Leben des Künstlers Norbert Thadeusz zu tun hat, errät der Leser das aber sehr schnell.    

{#Wildtriebe}„Wildtriebe“ von Ute Mank

In einem leichten Ton erzählt Ute Mank die bedeutungsvolle Geschichte einer Großbauern-Familie.

Lisbeth führt mit ihrem Mann Alfred eine gute Ehe und einen großen Bauernhof. Deren Sohn Konrad heiratet Marlies, eine liebe junge Frau aus der Gegend. Er bringt sie auf den Hof und vom ersten Tag an herrscht Rivalität zwischen den so verschiedenen Frauen. Lisbeth, traditionell und mit festem Willen alles möge so weiter gehen wie bisher, ist peinlichst darauf bedacht, dass alle Regeln befolgt werden. Regeln geben Halt, sagt Lisbeth. Marlies ihrerseits findet wenig Gefallen an der Arbeit auf dem Bauernhof. Doch sie fügt sich. Bis sie merkt, dass hier auf diesem Bauernhof mehr Aufmerksamkeit dem gegeben wird, was die Nachbarn sagen, als dass eigene Probleme besprochen und gelöst werden.

Dieses Schweigen der Bauersleute erträgt sie nicht und sie fühlt sich verletzt, als sie merkt, auch ihr Mann gehört zu den Schweigsamen. Probleme löst er mit Arbeit und nochmal Arbeit. Zum Streiten und zum Lösen der Probleme allerdings braucht es Kraft, doch diese Kraft findet keiner. Bis aus der scheinbar scheuen und unsicheren Marlies eine Frau mit gutem Selbstbewusstsein wird und sie ihr eigenes Leben führen kann, braucht es Zeit.
Interessant wird es, als Marlies und Konrads Töchterlein Joanna geboren wird und diese sich erst zum Teenager, dann zu einer jungen Frau entwickelt und wiederum ihre eigenen Vorstellungen vom Leben hat.

Schließt sich der Kreis? Welche Veränderungen müssen stattfinden, damit das Leben auf dem Bauernhof durch Generationen gelingt? Wohin führt es, wenn immer geschwiegen wird? Wann muss der Mensch umdenken, um zu überleben, um den Anschluss ans Leben nicht zu verpassen? Auf all diese Fragen finden sich Antworten zwischen den Seiten dieses Buches.  

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{#Buchtipp Zur See}Dörte Hansen "Zur See"

Dörte Hansens Roman „Zur See“ fängt an mit einem Gedicht von Stevie Smith: „Not Waving but Drowning“. In deutscher Übersetzung heißt es: „Nicht am Winken, sondern am Ertrinken“. Es handelt von einem Mann, der am Ertrinken ist, während die Spaziergänger am Strand seine Handbewegung als Winken deuten. Ein Missverständnis.

Urlaub machen auf einer Nordseeinsel klingt vielen nach Erholung und Entspannung. Hansen zeigt uns hier das Leben der Inselbewohner, die den meisten Urlaubern unbekannt ist. In frühen Jahren waren sie Seemänner, Harpunierer. Steuermänner, Kapitäne und jagten im Nordpolarmeer. Die Zäune um ihre Häuser bauten sie nicht aus Holz, sondern aus Kieferknochen eines Grönlandwals. Heute ist Ihr Leben in Umbruch. Ein Teil passt sich den neuen Verhältnissen an und freut sich auf die Sommertouristen. Andere wiederum leben in der Vergangenheit. Hansen erzählt uns deren Geschichte so einprägsam, dass die Figuren in uns lebendig werden. Es gibt allerlei kauzige Typen auf der erdachten Insel, die stellvertretend für alle Nordseeinseln steht. Da ist der schöne Inselpastor mit der Gabe, Menschen zu begeistern, sie zum Glauben zu verführen und der seine Eheprobleme nicht zu lösen vermag. Da ist Klara Loof eine betagte Dame, die alle Angehörigen verloren hat und doch jeden Tag für sie kocht; oder die starke Hanne Sander die Zimmer an Touristen vermietet und ihr kleines Stück Land liebt. Wir begleiten Hannas Sohn Ryckmer, den Fährmann, der die alten Sagen über die Seemänner kennt und sie wunderbar erzählen kann, ihre Tochter Eske, die das Leben liebt und weg von der Insel will und ihren Sohn Henrik, dem das letzte Kapitel mit dem Titel „Not Waving but Drowning“ gewidmet ist.

Lassen Sie sich in diese Welt entführen

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{#Monsieur Picasso}„Monsieur Picasso und der Sommer der französischen Köstlichkeiten“ von Camille Aubrey

Wir starten im Jahr 2016 und eilen mit der Visagistin, die den wunderschönen französischen Namen Céline trägt, zum Jachthafen von Antibes. Unterwegs bekommen wir eine eindrucksvolle Schilderung von der Côte d'Azur. Das macht Lust auf mehr.

Doch bereits auf Seite 13 fallen wir zurück in das Jahr 1936. Wir machen Bekanntschaft mit Célines Großmutter Ondine, einer beeindruckenden Frau. Ondine lebte mit ihren Eltern in einem honigfarbenen Kalksteinhaus. Im oberen Stock wohnte die Familie und im unteren Geschoß betrieben sie das „Café Paradies“. Dort sammelten sich die Ortsbewohner zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Austausch der Neuigkeiten. Als junges Mädchen verliebte Ondine sich in den armen Schiffsjungen Luc. Um die Tochter des angesehenen Kaffeehausbesitzers heiraten zu können, brauchte Luc gutes Einkommen. Um viel Geld zu verdienen, heuerte er auf einem Schiff an. Ab da trennten sich die Wege der Liebenden für lange Zeit.

Dann trat ein großes Ereignis in Ondines Leben ein. Als junge und gleichzeitig exzellente Köchin durfte sie das Mittagessen einem neuen Kunden, einem Pinselschwinger, wie ihre Mutter ihn nannte, in sein Haus bringen. Dieser Pinselschwinger war kein geringerer als der berühmte Maler Picasso. Ab da tauchen wir ein in das interessante Leben dieses Künstlers, folgen dem Schicksal und dem Freiheitsdrang des jungen Mädchens, erleben viele Überraschungen und bekommen wunderbare französische Gerichte serviert. Dabei spielt ein Krug eine bedeutende Nebenrolle.

Aufrichtige Liebe, gelebte Leidenschaft, wahre Kunst, Wunsch nach Freiheit, wunderschöne Landschaftsbeschreibungen der französischen Riviera sowie die spannende Familiengeschichte, versehen mit einer Prise der wohlklingenden französischen Sprache. Das alles sind Zutaten dieses Buches. Wir Leser können das Gericht nur genießen.

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{#Buchcover Das Haus über dem Fjord}Kristin Valla "Das Haus über dem Fjord"

Der „mare Verlag“ bringt schön gestaltete Bücher mit spannenden Themen heraus. Und: „Nomen est omen“ natürlich spielen die Geschichten am Meer. Der Roman von Kristin Valla ist angesiedelt in der exotischen Landschaft des Norwegens. Dort, wo es die beeindruckenden Fjorde gibt. Übrigens bedeutet Fjord auf Norwegisch „wohin gehst du“. Die Frage, „wohin gehst du“ passt auch zu diesem wunderbaren Buch, denn die Protagonistin fragt sich auch, wohin es in ihrem Leben gehen soll. Als Kind (frech und eigenwillig) verliert Elin durch einen Landrutsch ihren Vater und ihre beiden Brüder. Die Leichen der Brüder wurden gefunden, doch die von Vater nicht. Mutter und die Tochter blieben allein zurück. Als sie erwachsen ist, zieht Elin von der kleinen Kommune Sund, wo sie geboren wurde, nach Oslo. Trotzdem, dass sie eine Vorliebe fürs Tragen der bequemen Kleidung hat, arbeitet sie sich hoch zur Redakteurin eines Modemagazins. Als ihre Mutter stirbt, kommt Elin zurück in ihr Heimatdorf. Sie will das Elternhaus verkaufen. Als sie im Nachlas ihrer Mutter stöbert, stößt sie auf Ungereimtheiten. Je mehr sie nachforscht, umso mehr Fragen stellen sich ihr. Während sie in ihrem kleinen Heimatort über das Verschwinden des Vaters recherchiert, wird ihr in Oslo die Stelle der Chefredakteurin des Modemagazins angeboten. Elin weiß, das Thema Mode gehört nicht zu ihrer Priorität, sie kleidet sich gerne praktisch, was in der Branche eher belächelt wird. Trotzdem beißt sie sich durch und tritt die Stelle an. Doch dann führen der Jugendfreund Ola sowie die Nachforschungen ihr Leben in andere Bahnen. Gespannt darf der Leser sein, ob und wo Elin ihre neue Heimat findet.

Valla gelang mit „Das Haus über dem Fjord“ ein vielschichtiges, spannendes Buch.

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{#Buchtipp_ Lügentochter}Megan Cooley Peterson "Lügentochter"

Lügentochter ist ein Jugendroman, den auch erwachsene mit Interesse und Spannung lesen werden. Die Geschichte ist, wie es bereits in der Einleitung steht, eine Landkarte „für alle, die jemals verloren waren und jemanden brauchten, der sie findet.“

Ohne sich an ihre frühste Kindheit zu erinnern, lebt die junge Piper mit ihren Geschwistern Beverly Jean, Samuel und Henry unter Obhut der Tanten Barb und Joan ein einfaches Leben auf der Farm. Die Eltern arbeiten in einer fremden, weit entfernten Stadt, dem Anschein nach als erfolgreiche Unternehmer. Sie besuchen die Kinder selten und wenn, dann wird das Wiedersehen mit einem großen Fest gefeiert. Piper weiß, sie ist der Fixpunkt für die Geschwister. Wenn auch von ihr viel verlangt wird, so fühlt sich Piper in der Familie gut aufgehoben und sicher. Sie akzeptiert alle Einschränkungen die ihr von dem Vater und der Mutter auferlegt werden, denn es gibt für alles eine Erklärung. Doch ist das alles wirklich so, wie es sich zuerst darstellt? Ist die Farm für die Kinder wirklich ein sicherer Ort? Sind die Eltern wirklich die, für die sie sich ausgeben?

Realistisch und vielfältig zeichnet Peterson auf, dass es durchaus schwer fallen kann, aus einem Leben voller Lügen in das andere, das richtige zu wechseln. Es bleiben auch von diesem falschen Leben schöne Erinnerungen zurück.

Während der Lektüre wird dem Leser klar, wie wichtig es ist, an das Gute zu Glauben, geduldig zu sein, für vieles Verständnis zu haben, mal zu kämpfen und mal den Dingen freien Lauf lassen und vor allem, dass wir die Hilfe unserer Mitmenschen brauchen.

Ein bereicherndes Jugendbuch auch für Eltern und Großeltern, Tanten und Onkel.

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{#Buchtipp Serge}Yasmina Reza "Serge"

Serge ist der Bruder von Jean, dem Erzähler der Geschichte und er ist auch die Hauptperson des Romans. Im Ganzen geht es um die Familie und deren Unpässlichkeiten. Es wird sich gezankt, offen gestritten und wieder versöhnt. Wobei so mancher Streit ein Erdbeben auslöst und Trümmer hinterlässt. Die Geschwister Jean, Serge und Nana sind grundverschieden und auch ihre Lebenswege sind es. Und sie alle drei sind Suchende. Während Nana eine heile Familie mit ihrem Mann und Sohn zu schaffen versucht, taumelt Serge von einem Lebensentwurf zum anderen. Der Jean folgt seinem Bruder, wie sein Schatten. Oft vom Weltschmerz getrieben, findet er es nicht ganz abwegig bestimmte Seelenzustände rein elektrochemischen Kombinationen zuzuschreiben. 

In diese ganze Familienkonstellation betet die Autorin deren Besuch in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz. Hier wird ganz deutlich wie unterschiedlich wir Menschen mit der Geschichte umgehen. Die einen, die in echter Betroffenheit in sich gehen, sie stehen neben denen, für die es selbstverständlich ist überall Selfies zu machen und die den Alltag in das Gedenken einbeziehen. Dann ist hier auch Serge, der das Ganze nicht sehen will. Er meint, heute könne sich keiner mehr vorstellen durch welche Qualen die Menschen in den Vernichtungslagern gegangen sind.

Rezas Beschreibungen der Familie, deren Zusammenkünfte, deren Streitereien sind voll von verstecktem Witz und Zweideutigkeiten. Sie ist Meisterin der Dialoge und zeigt perfekt wie schnell die Menschen im Gespräch die Themen wechseln können. Da kommt auch der Leser manchmal schwer mit und wie Wunder, er findet sich selbst darin.

„Glücklich die Glücklichen“ ist ein weiterer Titel von Yasmina Reza, den Sie in der Bücherei finden können.

 

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{#Buchtipp Tell}Joachim B. Schmidt "Tell"

2020 ist von Joachim B. Schmidt der vielbesprochene Roman „Kalmann“ erschienen, 2022 folgte „Tell“. Das sind zwei Romane, die zu lesen sich absolut lohnt.  

Schmidt versteht es, in seinem „Tell“ die Geschichte von Wilhelm so zu schreiben, dass sie uns vielschichtig erscheint. Der Roman handelt vom Leben der Bauern in den Schweizer Bergen, handelt von Familie, Nachbarschaft, Freundschaft, Geschwisterliebe, Vaterliebe. Hier kommen viele Menschen zu Wort und wir können in ihre Gedanken eintauchen. Unter anderen erzählen Tells Frau Hedwig, die Kinder Wilhelm, Willi, Lotta, Tells Mutter, seine Schwiegermutter, der Landvogt Gessler, der Vollstrecker Harras ihre Geschichte. Schmidt schreibt von Glauben, Aberglauben, von Eishexen, er gewährt sogar einem Bären den Auftritt. Er zeigt auf wie Gewalt sich steigern kann; die Gewalt der Herrschenden wie auch die Gewalt des Einzelnen. In den Zeilen steht treffend: „Wir sind alle Tell“.

Vor allem aber erzählt der Roman vom harten Leben der Bauern. Von Bauern die nach Meinung der Oberen nicht schwimmen können, dreckig sind, nach Mist stinken.

Das ganze Geschehen ist auf eine unglaublich spannende Art geschrieben. Die Sätze sind kurz, prägnant, treffsicher. Und wenn einer gedacht hat alles über die Geschichte von Tell zu wissen, so wird die- oder derjenige staunen wie dieser Roman es vermag uns zu bewegen, zu fesseln, ja, uns regelrecht zu übermannen.

Das Buch ist ein großes Lesevergnügen und liest sich wie ein Krimi. Einfach ein Pageturner.

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{#Buchtipp Der FLuss}Peter Heller "Der Fluss"

Jack und Wynn, zwei junge Männer, sind Studienfreunde. Beide lieben Abenteuer und haben bereits einige Kanutouren zusammen unternommen. In diesen Semesterferien starten sie ein großes Projekt durch teils wilde Gewässer im unwegsamen Teil des Ontario. Sie paddeln über Seen, die durch Flüsse verbunden sind. Teils können sie durchpaddeln, teils müssen sie ihr Kanu über Land tragen um Hindernisse wie Stromschnellen, Wasserfälle, Untiefen oder umgestürzte Bäume zu umgehen. Die zwei Freunde ergänzen sich perfekt. Während Wynn, der kräftigere von beiden sich mit Wildgewässern auskennt, ist der Jack der bessere Angler und Jäger. Die Freunde genießen die anstrengende Tour, alles verläuft harmonisch. Dann treffen sie auf ein Forscherpaar, das in Konkurrenz zueinandersteht und sich bekriegt. Die Studenten werden in den Kampf mit hineingezogen und die Situation wird immer lebensgefährlicher. Bei der bedrohlichen Lage tritt Der Unterschied in den Charakterzügen der beiden Freunde immer mehr in den Vordergrund und verstärkt die Spannung. Ein aufkommender großer Waldfeuer und das Wiedersehen mit zwei älteren und wilden Trunkenbolden erschwert noch die bereits so prekäre Lage. Wir tauchen ein in einen Strudel aus wilder Natur und dem Überlebenskampf. Eine Rettung scheint ausweglos.

Hellers Beschreibung der Natur ist einmalig, die Landschaft wird vor unseren Augen lebendig. Wir erfahren viel über das Fischen, Rudern, Kanufahren und das Leben in Outdoor.

Das Abenteuer ist furchterregend und gleichzeitig unfassbar schön. Absolut empfehlenswert für Diejenigen, die Abenteuer lieben und sie gerne selber erleben. Genauso geeignet für Abenteurer in Pantoffeln, die gerne darüber lesen.

 

 

Hildas Buchtipp "Kalt und Still"

{#Buchtipp Kalt und Still}Wie jedes Jahr zu dieser Zeit hier ein Krimi aus dem kalten, verschneiten Norden. Die Krimiliebhaber kennen die schwedische Autorin Viveca Sten bereits. Beliebt sind ihre Krimis mit dem Kommissar Andreasson und seiner Jugendfreundin Nora Linde. Nun hat Sten eine neue Krimireihe begonnen und der erste Roman daraus ist bereits erschienen. Er trägt den Namen „Kalt und Still“ mit dem frostigen Untertitel „Ein Polarkreis-Krimi“. Eine erschütternde Geschichte um den Fall der vermissten Amanda Halvorsson

Hanna Ahlander arbeitet bei der Citypolizei in der Gemeinde Solna in der Nähe von Stockholm. Gerade ist sie beurlaubt worden, weil sie einen Polizisten verraten hat. Und genau am selben Tag wird sie auch von ihrem Freund Christian verlassen. Das hat zur Folge, sie muss aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen, denn die Wohnung gehört ihrem Ex-Partner. Mehr Unglück geht gar nicht, denkt Hanna. Gut, dass Hanna, wenn schon nicht eine liebevolle Mutter, dann doch eine liebevolle Schwester hat. So kann sie in das schwesterliche Luxus-Wochenendhaus nach Åre ausweichen um in dem idyllischen Ort wieder Kraft zu schöpfen. Dort angekommen, erfährt sie, dass ein junges Mädchen aus dem Dorf verschwunden ist. Hanna ist Polizistin durch und durch und selbstverständlich beteiligt sie sich bei der Freiwilligen-Suche nach dem Mädchen. Von den Mitsuchenden erfährt sie so manch interessante Begebenheit. Ihr wissen kann sie der dortigen Polizei weitergeben und wird zu dem Fall hinzugezogen. Bei der Polizei in Åre gibt es einen Polizisten, der das Interesse der jungen Hanna weckt. Der Leser kann gespannt sein, wie sich diese Beziehung weiterentwickelt.

„Kalt und Still“ ist ein gelungener Plot der neuen Reihe. Zu genießen in warmen Socken beim Kaminfeuer und warmen Tasse Tee oder gerne auch Grog.

Hildas Buchtipp "Stay away from Gretchen"

{#Buchtipp Stay away from Gretchen}Susanne Abel versteht es, die deutsche Nachkriegszeit in einem realistischen und gleichzeitig gut lesbaren Ton lesbar zu machen. Spannend verfolgen wir rückblickend die Geschichte der Greta Monderath, die zur Zeit des Erzählens bereits in die Jahre gekommen ist. Genauso spannend und intensiv wird in der Jetztzeit das Leben ihres Sohnes Tom, eines genauso berühmten wie erfolgreichen Fernsehjournalisten und -moderatoren dem Leser präsentiert. 

Greta hat, wie viele andere auch, nie von der Zeit im Krieg erzählt. Nun ist sie langsam desorientiert und der vielbeschäftigte Sohn muss sich um die demente Mama kümmern. Dabei stößt er auf ihre Vergangenheit. Er lernt seine Mutter als Kleinkind kennen, ihr Leben als junges Mädchen, Ihre Liebe zu ihrem eigenen Papa, ihre Verbundenheit zu Nationalsozialismus, ihren Erfindungsgeist beim Überlebenskampf in der Nachkriegszeit. Tomas erfährt von der großen Liebe der Mama zu einem schwarzen GI.  Diese Liebe berührt, sie macht deutlich, dass es die große Liebe gibt, die ein Leben lang andauert und wenn auch nur in Erinnerung. Was die Besatzung und das Elend nach dem Kriegsende für jeden einzelnen bedeutet hat, erzählt hier Abel offen und erschütternd, ohne rührselig zu werden.  Realistisch wird auch der Rassismus unter den US-Soldaten gezeigt.

Die Figuren im Buch sind lebendig und real beschrieben und wir können ihnen gut folgen. Greta und den Opa Ludwig, sowie den schwarzen GI Bob Cooper wird so mancher in sein Herz schließen.

Hildas Buchtipp "Quasikristalle"

{#Buchcover Quasikristalle}13 Kapitel umfasst der Roman von Eva Menasse. 13 Kapitel, in denen das Leben von Roxane Molin, genannt Xane beschrieben wird. Wir lernen sie als 14-Jährige kennen und begleiten sie bis ins hohe Alter. Xanes Kindheit wird durch schweren Schicksalsschlag jäh beendet. Als junge Frau folgt sie ihrem Dozenten zu einer Auschwitz-Exkursion. In diesem Abschnitt finden wir Menasses eigene Lebensproblematik, da sie sich, so scheint es, als Halbjüdin, nicht in die Gesellschaft einordnen kann. In jedem weiterem Kapitel erleben wir Xane neu. Sie ist Mutter, Tochter, Freundin, Mieterin, Patientin, treulose Ehefrau. Diese einzelnen Teile der Geschichte verbinden sich ganz zufällig und in jedem neuen Kapitel treffen wir einen anderen Protagonisten, der seine Sicht auf Xane erzählt. Es sind Fragmente eines ungleichmäßigen Lebens.

Allein mit dem Titel ist Menasse ein toller Clou gelungen. Quasikristalle* sind in der Chemie Kristalle, die nicht symmetrisch verlaufen, sondern gebrochen und unregelmäßig sind. Genauso ist Xanes Leben, gebrochen, unregelmäßig aber auch interessant.

„Meine Idee war, zu zeigen, in wie viele verschiedene Rollen man innerhalb eines Lebens zerfällt und dass man eine Biografie nicht vorausberechnen kann“, hatte Eva Menasse kürzlich in einem Interview erklärt. 

Und der Kritiker Peter Mohr schrieb in der „Literaturkritik.de“: „Eva Menasse hat … die schwere Kost eines biografischen Puzzles mit leichter Hand ohne störende Ballaststoffe höchst bekömmlich zubereitet. Kurz gesagt: Ein literarisches Sterne-Menü, das nicht verschlungen, sondern genossen werden will – mit allen verfügbaren Sinnen.“ 

*Entdeckt hat sie der Chemiker Daniel Shechtman, der dafür Nobelpreis für Chemie erhalten hat.

Hildas Buchtipp "Offene See"

{#Buchtipp Offene See}Wenn Sie dieses Buch lesen, dann wird es Ihnen vorkommen, als ob Sie auf einer Wiese liegen und den Tag genießen.

Die Handlung spielt in England kurz nach dem zweiten Weltkrieg. Der junge Robert Appleyard, ist gerade mal 16 Jahre alt. Für ihn ist der Krieg bereits eine „Abstraktion, eine Erinnerung zweiten Grades, die bereits zu verblassen scheint“. Während seine Kammeraden ihre Zukunft zuhause im Bergbau sehen, befällt den Robert Fernweh und Wunsch nach Abenteuer. Die Natur entdecken, die Heidelandschaften, Wälder, Moore, Berge, Schluchten und Täler Englands zu durchwandern, sich am Meer satt sehen, das ist sein Ziel. Er packt alles Notwendige in einen Rucksack. Von der Kleidung zum wechseln, über Töpfe und  Besteck, bis zur Schaufel für das Geschäft im Freien, darf nichts fehlen. Von der Mutter bekommt er einen kleinen Proviant an Lebensmitteln, eingewickelt in einen Waschlappen, verbunden mit der Bitte, den Waschlappen ja jeden Tag einmal zu benutzen. Seite für Seite folgen wir dem jungen Mann auf seiner Reise, auf der er vieles erlebt, vieles sieht und vieles lernt. Sein großer Wunsch ist es, das Meer, den Ozean zu entdecken. Eines Tages, kurz vor seinem Ziel, trifft er auf ein Cottage, einen Hund namens Butters und auf die, wie er sagt, seltsame Frau namens Dulcie, eine Lebenskünstlerin.  Bei Dulcie lernt er, den Brennnessel-Tee zu trinken, sieht und schmeckt zum ersten Mal in seinem Leben eine Zitrone, lernt Hecken schneiden, ein Häuschen Reparieren und er lernt und entdeckt noch vieles Mehr.

Das Buch ist so wunderbar geschrieben, dass die Sätze wie ein kühles Getränk in uns einfließen und wir sie einfach nur genießen. Lassen Sie sich von Benjamin Myers in eine wunderbare Literaturwelt entführen.

Hildas Buchtipp "Achtsam morden"

{#Buchtipp Achtsam Morden}Der Rechtsanwalt Karsten Dusse ist bekannt auch als Hörbuchsprecher sowie Fernseh- und Bestseller-Autor. Mit „Achtsam morden“ ist ihm ein ganz besonderer Kriminalroman gelungen. Die Geschichte ist witzig und gleichzeitig ernst, humorvoll und auch tiefgründig.  Am Anfang eines jeden Kapitels stehen kluge Lebensweisheiten, die Dusse gleich in der drauffolgenden Geschichte ad absurdum führt. Bei der Lektüre dieses Buches bleibt kein Auge trocken.
Die Geschichte dreht sich um den Strafverteidiger Björn Diemel. Dieser arbeitet in einer großen Kanzlei. Sein Metier ist das organisierte Verbrechen, sein Hauptmandant Dragan Sergowicz, tätig in Drogen-, Waffen- und Zuhälter- Geschäften. Kein leichter Job für Diemel.
Es kommt noch härter, als sich Eheprobleme ankündigen und Diemel von seiner Frau zu einem Achtsamkeits-Coach geschickt wird. Der Forderung seiner Gattin muss sich der taffe Strafverteidiger beugen, sonst droht ihm Scheidung und Entzug des Sorgerechts. Dabei ist die zweieinhalbjährige Tochter Emely sein ein und alles.  
Der Achtsamkeitskurs und das Handbuch seines Coachs „Entschleunigt auf der Überholspur“ erweisen sich für Diemel als große Rettung. Er lernt Zeitinseln in sein Leben einzubauen, sprich: er kümmert sich mehr um seine Tochter. Er lernt was Zeitmanagement bedeutet und kommt nie wieder zu spät. Er lernt Singletasking, d.h. er erledigt eine Sache nach der anderen anstatt alle gleichzeitig. Um das alles zu schaffen, begeht er vier Morde, entführt einen harten Mafioso, Erpresst seine Arbeitgeber, und noch vieles mehr.

Das Buch ist empfehlenswert, es verursacht schöne Lachfalten. Genauso gut sind die Folgebücher. In der Bücherei Rodenbach erhältlich:

Karsten Dusse:  Achtsam morden (Band 1)
            „               Das Kind in mir will achtsam morden (Band 2)
            „                Achtsam morden am Rande der Welt (Band 3)

Hilda"s Buchtipp "Fang den Hasen"

{#Fang den Hasen}Die, heute in Serbien lebende junge bosnische Schriftstellerin (1988 geboren) Lana Bastašić, hat mit ihrem Erstling „Fang den Hasen“ großen literarischen Erfolg eingefahren. Der Roman wurde in viele Sprachen übersetzt und bekam 2020 den Literaturpreis der Europäischen Union. Bastašić ist eine Kosmopolitin. Geboren in Zagreb, aufgewachsen in Banja Luka, es folgte ein langer Aufenthalt in Barcelona. Momentan lebt sie in Belgrad (Das Leben sei da billiger als in Barcelona, so die Autorin) und arbeitet an ihrem zweiten Roman.

„Fang den Hasen“ handelt von einer Frauenfreundschaft, gleichzeitig möchte die Schriftstellerin der schönen, leider zerstörten Stadt Banja Luka ein Denkmal setzen. Sara und Lejla heißen die Freundinnen, die gemeinsam aufwachsen. Nach dem Studium trennen sich ihre Wege. Sara geht nach Dublin, Lejla bleibt in der Stadt ihrer Kindheit. Nach zwölf Jahren treffen sie sich wieder und müssen erkennen, wie sehr sie diese Periode voneinander entfernt hat. Die Protagonistin Sara fragt sich, was macht eine Freundschaft eigentlich aus. Sie kommt zu dem Schluss, das wichtigste ist es, sich in den anderen hinein versetzen zu können. Allein der Titel „Fang den Hasen“ verrät, es ist fast unmöglich.  Gelingt es den Freundinnen in diesem Buch, in die Seele der anderen zu blicken, einander richtig zu verstehen? Hat sich die Freundschaft der beiden Frauen durch die Entfernung tatsächlich verändert?  War diese in ihren jungen Jahren inniger? Das sind spannende Fragen, auf die uns der Roman eine Antwort geben möchte.

Zurecht wird Bastašić die „serbische Ferrante“ genannt. Sie schreibt in einer wunderbaren Sprache, die in der Übersetzung von Rebekka Zeinzinger brilliert.

Hilda"s Buchtipp "Das Chalet"

{#Buchtipp Das Chalet }Ruth Ware schickt die Hipster Gründer eines IT-Start Up Unternehmens für Musik Stream Dienste in die Abgeschiedenheit der französischen Alpen. Es ist tiefster Winter. Die Gruppe bezieht ein Nobel-Chalet mit zwei Bediensteten, das ihren Ansprüchen gemäß luxuriös eingerichtet ist. Das Chalet liegt abgelegen, nur eine Standseilbahn verbindet das Haus mit dem Ortszentrum. Bei der Ankunft wird die Gruppe mit einem Willkommenstrunk und dem prasselnden Kaminfeuer im Foyer begrüßt. Es sollten wunderbare Tage werden, gefüllt mit etwas Arbeit, kombiniert mit Skisport, und untermauert mit kulinarischen Genüssen. Die Gruppe befindet sich schließlich in Frankreich und da ist ein Gourmet-Koch selbstverständlich. Alles ist wunderbar geplant. Doch: unter den Anwesenden weilt ein Mörder, der aus Rache einige Personen aus dem Weg schaffen will. Mit jedem Tag der anbricht, werden es mehr sein, die dem Mörder zum Opfer fallen.  Zu ganzem Entsetzen macht sich in den Bergen eine Lawine los. Die Schneemassen schließen das Berghaus ein und machen den Überlebenden die Flucht unmöglich. Die anfängliche Ausgelassenheit und Begeisterung weichen der puren Angst ums Überleben. Je länger die jungen Firmengründer eingesperrt sind, um so mehr kommen ihre wahren Charaktere zum Vorschein. Unter der optimistisch aufgeblasenen Maske der Erfolgsverwöhnten und reichen Elite zeigen sich wahre Abgründe. Und jeder, auch die Hausbetreuerin und der Koch haben ihre Geheimnisse. Wer von denen ist also der Mörder? Lesen Sie „Das Chalet“ von Ruth Ware und sie erfahren nicht nur, wer der Schuldige ist, sondern auch wie es im Winter in den Skigebieten aussehen kann.

 

So hat der Mörder Zeit, sich aller, die ihm gefährlich werden könnten, zu entledigen.

Hilda"s Buchtipp "Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle"

{#Buchtipp Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle}Den Autor Stuart Turton können wir nach der Lektüre seines 600 Seiten starken Buches durchaus als enfant terrible des Kriminalromans bezeichnen. Es ist sein Erstlingswerk und wurde sofort ein großer Erfolg.  Turton sprüht vor Phantasie, er liebt es, zu kombinieren, Schachspiel scheint sein Hobby zu sein. Als Schauplatz der Handlung dient ihm ein altes englisches Schloss mit seinen dichten Wäldern. So, wie wir es in englischen Krimis lieben. Das Mauerwerk verfällt langsam, die Treppen knarzen, die Vorhänge und die Teppiche sind verschlissen, die Einrichtung alt. Allein das Personal ist lebendig und dynamisch. Es findet sich dort eine feine Gesellschaft ein, geladen zu einem Fest. Nach dem Motto „Cold Case“, kein Opfer ist jäh vergessen, sollte ein 19 Jahre zurück liegender Mord aufgeklärt werden. Gleichzeitig gilt es, den drohenden Mord an der Haustochter Evelyn Hardcastle zu verhindern. Aiden Bishop fällt diese Aufgabe zu. Er wacht jeden Tag aufs Neue auf, jedes Mal im Körper eines anderen Gastes. Und das acht Mal in der Folge. Das ergibt Sinn, denn jeder Gast hat so seinen Charakter und um einen Mord aufzuklären und einen zu verhindern, braucht es die Eigenschaften dieser aller Personen. Es braucht, Beobachtungsgabe, Mut, Verwegenheit, auch Macht und Intelligenz, ja sogar Mitgefühl, um diesen Kriminalfall zu lösen.

Es ist ein Genuss, wenn Turton den Leser in die Lebensabgründe der einzelnen Personen blicken lässt. Und das in einem unglaublich spannenden, seinesgleichen suchenden, wunderbar lebendig geschriebenen Stil.

Das Buch erfordert ganze Aufmerksamkeit des Lesers, es schärft das Gedächtnis und ist prädestiniert sowohl für Krimi- wie auch für Fantasy- Liebhaber.

Hilda"s Buchtipp "Unorthodox"

{#Buchtipp Unorthodox}Das Lesen Deborah Feldmanns „Unorthodox“, kann dem Leser nur ein Wort entlocken: „Wow!“. Bei seinem Erscheinen in den USA im Jahre 2012 machte das Buch Furore und auch heute, mit der deutschen Ausgabe, empfindet der Leser Verwunderung und vielleicht auch Aufregung bei der Lektüre. Feldman beschreibt ihr eigenes Leben als chassidische Jüdin.  Bereits als achtjähriges Mädchen schaut sie skeptisch auf ihr Leben in der jüdischen Gemeinde in Williamsburg, einem Ortsteil Brooklyns. Die strengen Regeln, denen sie folgen muss, haben wenig mit der Realität zu tun. Die üblich große Familie gibt durchaus eine Sicherheit. Gleichzeitig bedeutet sie Einschränkungen. Jede kleinste Verfehlung wird bemerkt und gemeldet. Prompt ist mit Strafe zu rechnen. Dabei werden kleine Vergehen sofort bestraft und die ganz großen, wie Kindesmissbrauch oder Kindesmord werden mit Schweigen bedeckt. Wie kann das sein, fragt sich Deborah. Mit wem könnte sie über ihre Gedanken reden? Mit niemanden. Also schweigt sie. Sie vermeidet alles, was eine Strafe nach sich ziehen könnte. Sie will ein gutes Mädchen sein. Ihre Gefühle versteckt sie, denn Gefühle sind Schwäche und für Schwäche muss sie sich schämen. Gleichzeitig weiß sie, sie wird nicht immer schweigen können. Ihr rebellischer Geist wehrt sich gegen Erniedrigungen. Heimlich liest sie Bücher und in diesen findet sie Bestätigung ihrer selbst. Mit 17 Verheiratet, mit 18 Schwanger, entdeckt Deborah immer mehr die Selbständigkeit. Stück um Stück, von Ort zu Ort wird sie mehr und mehr sie selbst, steht zu ihrer eigenen Persönlichkeit, ihren Wünschen, ihren Zielen. Leicht wird es ihr nicht gemacht, ihren eigenen Weg zu gehen. Vieles muss geschehen bis sie ein glückliches und wie sie selbst treffender sagt, ihr authentisches Leben führen kann.

Dieses Buch ist ein interessant, informativ, spannend, authentisch und in einer klaren Sprache geschriebenes Werk. Es eröffnet Welten.

Hilda"s Buchtipp "Gespräch mit meiner Katze"

{#Buchtipp Gespräche mit meiner Katze}Sara lebt in London in einer schönen Wohnung gemeinsam mit Joaquín, dem Mann ihrer Träume. Eines Tages zerplatzen diese Träume mit einem großen Knall. Just in dem Moment, in dem Sara die Unterstützung von ihrem Freund am nötigsten hätte, trennt dieser sich von ihr. Zu dem, dass sie verlassen wurde, gesellen sich auch noch die Probleme in der Firma, in der Sara arbeitet. Ein Burn Out ist vorprogrammiert. Auch die Konflikte mit ihrem Vater und Bruder eskalieren. Eine Zeitlang sieht es so aus, als ob Sara von all dem Schweren begraben wird. Dann kommt durch das Küchenfenster die Lösung und zwar in Form einer sprechenden Abessinierkatze. Sibila, so ihr Name, wird zu Saras Stütze. Sie redet mit Sara, berät sie, wie diese ihren Kopf frei bekommen und mit Grübeleien aufhören könnte.  In köstlichen Zwiegesprächen ermuntert die Katze Sara zu Spaziergängen. Sie lehrt Sara, die Umgebung wahrzunehmen, die Luft zu riechen, die Farben zu bestimmen, Gerüche zuzuordnen. Sie zeigt ihr, wie sie auf sich achten soll, auch z.B. auf das, was sie isst. Sie bringt Sara bei, sich nur auf die Arbeit voll zu konzentrieren, die sie gerade verrichtet. Die Katze nennt es „die Hingabe an den Augenblick“. Durch Achtsamkeit wird die nervige Nachbarin zu einer Freundin. Dem Vater und Bruder nähert sich Sara mit Verständnis und baut ihren Hass ab. Auch wenn sie sich anfangs gegen Veränderung sträubt, so findet Sara Stück um Stück wieder zu sich selbst und zu dem Leben zurück. Dann hat die Katze ihre Arbeit getan und hört auf zu sprechen. Sara erkennt, Tiere besitzen Magie und können allein mit ihrer Anwesenheit verzweifelten und einsamen Menschen helfen.

Das Buch ist eine großartige Anleitung zur Achtsamkeit und liest sich wunderbar leicht.

Der Autor, geboren in Oxford, aufgewachsen in Spanien, ist Psychologe und spezialisiert auf Positive Psychologie und Humorforschung. 

Hilda"s Buchtipp "Einfach unvergesslich"

{#Buchcover Einfach unvergesslich}Es gibt keinen schöneren Roman als Colemans „Einfach unvergesslich“, der die Krankheit der vaskulären Demenz besser einfangen könnte wie dieser.  Clair, um die vierzig, Mutter zweier Töchter von denen eine erwachsen und die andere erst drei Jahre alt ist, erkrankt an Frühdemenz. Sie weiß nicht mehr, wie das Ding heißt, mit dem sie Kaffee umrührt, erinnert sich aber genau an das Wort „Embolie“. Denn genau diese Embolien zerstören ihr Gedächtnis. Die Krankheit schreitet schneller voran als Claire und die Familie es erhofften und die Momente, in denen Clair weiß was sie tut, sind immer weniger. Mit jeder Zeile tauchen wir mehr und mehr in Clairs Geschichte ein, und begleiten sie durch ihre Krankheit. Wir folgen ihr, wenn sie einmal durchbrennt und dann nicht mehr weiß, wo sich das Haus mit den roten Vorhängen befindet, das ihr Zuhause ist. Sie weiß plötzlich während der Fahrt nicht mehr, wozu ein Lenkrad da ist. Wir erleben, wie sie um ihre Selbständigkeit kämpft, wie sie sich um ihre Familie bemüht. Das alles ist in einem unglaublich liebevollen und doch absolut realistischen Ton geschrieben, der nichts beschönigt und einem oft den Atem nimmt. Müssen sie auch durch schwere Zeiten hindurch, so halten die Familienmitglieder liebevoll zusammen. Jeder hat seinen Weg gefunden mit dem Zustand von Clair zurecht zu kommen und jeder geht achtungsvoll mit ihr als Mutter, Tochter, Ehefrau um. Diese Liebe, dieser Zusammenhalt zeigt dem Leser was wichtig im Leben ist. Nur der respektvolle Umgang miteinander schafft es, mit Problemen fertig zu werden. Es ist ein warmer Roman über eine schwere Krankheit der durchaus auch seine humorvollen Seiten hat. Es ist ein Roman über eine Familie, die es geschafft hat, den Menschen Claire so zu lieben wie sie ist und das in jeder Situation.

Kurze Anmerkung zu der Autorin: trotz ihrer Leseschwäche ist sie eine erfolgreiche Schriftstellerin geworden. Mit dem Buch „Einfach unvergesslich“ ist ihr ein internationaler Durchbruch gelungen.

Hildas Buchtipp "Die Liebesbriefe von Montmartre"

{#20211009 Nicolas Barreau, die Liebesbriefe von Montmartre}In dem Roman „Die Liebesbriefe von Montmartre“ führt uns Julien Azoulay durch sein Leben. Julien ist ein erfolgreicher Schriftsteller. Besser gesagt er war es, bis zu dem Tod seiner über alles geliebten Frau Hèléne. Wir begleiten ihn durch die unterschiedlichsten Phasen seiner Trauer. Während Julien von seinen Empfindungen erzählt, führt er uns durch viele bekannte Gassen, Cafés und Bistros von Paris. Auf diesen Streifzügen lernen wir ihn, seinen kleinen Sohn Arthur, seine Freunde, seine liebevolle Maman und gleichzeitig die Stadt Paris kennen und lieben.

Das traurige, das am Anfang des Romans steht, entwickelt sich Stück um Stück zu einer Hoffnung. 31 Briefe, so viele wie die Lebensjahre der jungen Frau zählten, soll Julien seiner Hèléne nach ihrem Tod schreiben. Das hat er ihr versprochen, zwar ungern, aber doch. Mit viel Unmut fängt er eines Tages an, einen Brief nach dem anderen zu verfassen. Er legt diese in ein extra dafür gefertigtes Geheimfach des Grabsteins. Eines Tages sind die Briefe weg und etwas geheimnisvolles liegt anstatt ihrer im Versteck. Das Leben von Julien beginnt spannend zu werden und nicht nur sein Freund Alex wird zum Watson, auch der Leser wähnt sich bald in der Rolle eines Sherlock Holmes. Es stellt sich nämlich die Frage, wer von Juliens Bekannten es schafft, das Leben dieses Autors wieder in glückliche Bahnen zu lenken. Wer wird sein Herz erobern - die geheimnisvolle Dame mit dem schwarzen Hut, die Nachbarin Cathérine, die junge Studentin, die aussieht wie seine verstorbene Frau oder die Bildhauerin Sophie? Der Freund Alexander meint es zu wissen.

 

Von diesem Autor sind noch folgende Titel in der Bücherei zum Entleihen bereit:

-          Das Café der kleinen Wunder, eine Liebesgeschichte die von Paris nach Venedig führt

-          Eines Abends in Paris, die Geschichte eines kleinen Programmkinos und seines Besitzers

-          Paris ist immer eine gute Idee, handelt von einem zauberhafter Postkartenladen in Paris und der Eigenbrötlerin Rosalie Laurent

Hildas Buchtipp "Klara und die Sonne"

{#Buchcover Klara und die Sonne}„Klara und die Sonne“ ist ein leicht locker flockiger Roman des japanischen Literatur-Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro. Ishiguro greift hier das aktuelle Thema der künstlichen Intelligenz auf, gleichzeitig verzichtet er auf überbordende Zukunftsphantasien. Die Lebensweise der Menschen ist alltäglich, für uns nachvollziehbar.

Im Schaufenster eines Verkaufsladens für Androide (KFs genannt) steht Klara, ein weiblicher Roboter. Ihre Bestimmung ist es, einem jungen Menschen auf dem Weg zum Erwachsenwerden zur Seite zu stehen. Jeder der Jugendlichen, dessen Eltern sich so einen Roboter leisten können, hat einen.

Klara träumt von ihrer Zukunft, beobachtet neugierig die Welt vor dem Laden und hat die Fähigkeit sich über Geschehnisse draußen Gedanken zu machen. Denn Klara sticht aus der Masse der angebotenen KFs heraus. Sie lernt zu denken und das ist bei weitem noch nicht alles. Sie entwickelt sogar die Fähigkeit, nach Lösungen für menschliche Probleme zu suchen. Dabei vergisst sie den Gehorsam nicht. So wird sie zu treuen und hoffnungsvollen Lebensbegleiterin von Josie und Josies Freund Rick.

Für Klara ist die Sonne der Quell allen Lebens, sie gibt ihr die Lebenskraft und schafft es, morgens den Bettelmann und seinen Hund zu wecken. Die große gelbe Kugel wird es wohl auch schaffen, Josies Krankheit zu besiegen. So hofft Klara. Denn Josie ist sehr krank. Wie Klara selbst, springt auch der Leser zwischen Hoffnung und Bangen hin und her. Ishiguro zeigt uns in diesem Roman, welche Kraft vom Glauben und der Natur ausgehen kann.

„Klara und die Sonne“ ist eine wunderbare, eine warme, eine zarte Geschichte, die sich wie ein Regenbogen von Anfang bis zum Ende spannt.

 

Von Kazuo Ishiguro sind noch folgende Titel in der Bücherei erhältlich:

Alles, was wir geben mussten; Der begrabene Riese; die Ungetrösteten; was vom Tage übrigblieb.

Hildas Buchtipp "Der Donnerstags Mord Club"

{#Buchcover Donnerstagsmordclub}Wenn vier rüstige, scharfsinnige Senioren und zwei Polizeiermittler sich zusammentun, dann kann sich der Mörder sicher sein, am Ende geschnappt zu werden. So passiert es in dem ersten Buch von Richard Osman. In der Altersresidenz Cooper Chase wohnen Senioren sehr luxuriös. Gute Betreuung, schöne Zimmer, wunderbare Grünanlagen und viele Freizeit Angebote sorgen für Wohlbefinden der Bewohner. In dem Lieferwagen, der den breiten Weg zu dem prachtvollen Gebäude fährt, klirren nicht nur Medikamentenflaschen, sondern auch Weinflaschen. Soviel dazu.

Die noch sehr aktiven Rentnerinnen Penny und Elizabeth gründen den Donnerstagsmordclub. Penny, früher bei Kripo Kent, hat Wissen und Unterlagen über ungelöste Mordfälle. Elizabeth wiederum hat gute Beziehungen zu allen wichtigen Ämtern. Die beiden alten Damen können sich nicht mit der Vorstellung abfinden, die Mörder würden ungestraft und frei herumlaufen, gemütlich zuhause sitzen und am Esstisch Sudoku lösen. Was gibt es dann Besseres, als bei einem Gläschen Wein einen alten unaufgeklärten Mordfall zu lösen. Weil Penny inzwischen Pflegefall geworden ist, gehört seit neustem zu dem Donnerstagsmordclub neben Elizabeth, Ibrahim und Ron auch Joyce.   

Während die vierer Truppe über alte Kriminalfälle brütet, passiert vor den Augen der Residenzbewohner ein neuer Mord. Das bringt Police Constable Donna und ihren Kollegen Detective Chief Inspector Chris Hudson auf den Plan.

Gemeinsam machen die Sechs sich an die Lösung des Falls. Allein die Konstellation der Ermittler birgt Humorpotential in sich.

Der Krimi ist gespickt mit lustigen Vorfällen, humorvollen Lebensweisheiten und bemerkenswert treffend beschriebenen Lebenseinstellungen der Senioren.

Gute Laune garantiert.

Hildas Buchtipp "Der Tausch"

{#Julie Clark Der Tausch}Zwei Frauen in Not, zwei Frauen, die ihrem bedrückenden Alltag entfliehen wollen und eine Idee. Am Flughafen treffen sie (zufällig?) aufeinander. Clair, die Ehefrau eines vermögenden und einflussreichen, leider auch jähzornigen Politikers und Eve, eine begnadete Chemikerin und Drogendielerin. Beide sind verzweifelt genug, große Risiken einzugehen um ihrem beklemmenden Dasein zu entfliehen. Auf die Schnelle tauschen sie ihre Pässe und ihre Flugtickets und hoffen, die neue Identität bringt ihnen eine bessere Zukunft. Der Plan ist gut, die Dinge entwickeln sich allerdings ganz anders als gedacht und gehofft.

Auf ihrem Weg in die neue Identität erleben sie Wendungen, mit denen sie nie gerechnet haben und werden immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt. Sie könnten Freundschaften schließen, sich Hilfe holen. Doch wem können sie wirklich trauen?

Während die Geschichte von Claire vorwärts erzählt wird, erfahren wir den Lebenslauf von Eve im Rückblick. So unterschiedlich wie beide Protagonistinnen sind, eines haben sie gemeinsam. Beide Frauen suchen in ihrem Leben nach Sicherheit, nach echtem Glück und nach Normalität. Die Sehnsucht ist groß, die alten Rollen abzuschütteln und endlich einen Menschen, einen Ort, zu finden, der sie annimmt wie sie sind.

Julie Clark ist eine Meisterin der Spannung. Sie unterbricht die Geschichte von Claire genau an der Stelle, wo es am spannendsten ist und erzählt weiter von Eve. Dann macht sie es genau umgekehrt, sie beendet das Kapitel über Eve an dem spannendsten Moment um mit Clairs Geschichte fortzufahren. So saust der Leser durch die Seiten, gespannt auf das, was als nächstes passiert.

Ein unglaublich fesselnder, schwungvoller, mitreißender Spannungsroman.

Hildas Buchtipp "Was du von mir wissen sollst"

{#Hildas Buchtipp Was du von mir wissen sollst}Rosa wächst Im dänischen Aarhus in den 8o-er Jahren auf. Wir begleiten sie durch ihre Kindheit, ihre Jugend bis ins Erwachsenenalter. Doch das ist längst nicht alles. Da ist auch Rosas Mutter Helle, in ihrer Jugend ein Hippie und in Kommune lebend. Heute stolze Hauseigentümerin, politisch immer noch gänzlich links orientiert, immer engagiert, sehr alternativ und grün. Sie ist Biologieprofessorin und eine exzellente Pilz Kennerin, - Sammlerin und - Züchterin. Sie liebt es, im Haus nackt herumzulaufen was der Tochter unangenehm ist. So ganz einfach hat es die junge Rosa nicht mit ihrer zwar liebevollen, doch etwas exzentrischen Mutter. Immerhin ist Rosa ein sehr aufgewecktes Mädchen mit viel Verstand. Die Oma, eine bürgerliche, wohlhabende, Zigarillos rauchende Dame, die Gedichte von Pablo Neruda liebt, sorgt für Eintracht zwischen Mutter und Tochter. Ihren Vater kennt Rosa nicht. Dafür ist ihr der Künstler Kalle Krudt ein liebevoller Ersatzvater.

Mit der türkische Freundin Sevim erlebt Rosa alle Höhen und Tiefen einer echten Freundschaft.   

Wir begleiten nicht nur die Protagonisten durch ihr Leben, das Buch bringt uns auch die Street-Art Kultur nahe. Rosa und Sevim, beide künstlerisch begabt, finden hinein in diese Szene.  Es ist unglaublich spannend, ihnen und anderen Street-Art Künstlern zu folgen und ihren Lebensstil kennen zu lernen. Es ist ein Leben zwischen Kunst machen und sich verstecken. Immer verdeckt, meistens in der Dämmerung arbeitend und immer vor der Polizei fliehend. Wie wir erfahren, steckt in jedem Graffiti in jedem Paste-up eine Aussage oft ist sie politisch, sie beinhaltet einen Wink, eine Aufforderung. Rosa macht das Aufspüren, Fotografieren und Archivieren von Graffiti und Street-Art Kunst zu ihrem Beruf.

Das Buch ist ein Mosaik aus gesellschaftlichen, politischen, persönlichen Begebenheiten. Ein Roman, der schwer aus der Hand zu legen ist, der einem die Nacht raubt, der sich liest wie ein Krimi, spannend von der ersten bis zur letzten Seite. 

Die dänische Schriftstellerin Sissel-Jo Gazan beschreibt unter anderem auch die Künstlerszene der Street-Art in Berlin. Anscheinend hatte sie früh eine Vorliebe für die Stadt, denn mittlerweile wohnt sie mit ihren drei Kindern dort.

Hildas Buchtipp "Hard Land"

{#Buchtipp Hard Land}Die Kleinstadt Grady in Missouri in den 80-ern. Cameron, Hightower, der mit seinem richtigen Namen Brandon Jameson heißt und Kirstie, sind drei Freunde. Sie haben ihren High-School Abschluss in der Tasche und nach dem Sommer wollen sie zum Studium an die Uni. Sie wollen der Enge der langsam aussterbenden Stadt entfliehen. In diesem Sommer stößt der fast 16-Jährige Sam zu ihnen. Sam hat keine Freunde, er leidet unter Angststörungen und hat zu Hause Probleme. Der wortkarge Vater ist arbeitslos und seine geliebte Mom hat nur noch kurz zu leben. Sams Gefühlswelt pendelt zwischen der Euphorie, endlich in einer Clique aufgenommen worden zu sein und der Melancholie, die aus der Angst um die krebskranke Mutter erwächst. Das sei eine Euphancholie, erklärt ihm Kristie, die gerne Sachen erfindet und bedeutende erste Sätze aus Romanen sammelt. So verwundert es nicht, dass auch der erste Satz von „Hard Land“ dem berühmten ersten Satz Charles Simmons „Salzwasser“ entliehen ist.

In diesem Sommer und mit der Clique wird Sam erwachsen. Er erlebt seine erste Liebe, raucht seinen ersten Joint, besteht drei Mutproben und er lernt zu sich zu stehen. Er schämt sich dann auch nicht mehr für seine selbstverfassten Liedertexte und auch nicht für sein Gitarrenspiel. In diesem Sommer erfährt Sam was die 49 Geheimnissen der Stadt sind und, was es mit dem Gedicht „Hard Land“ des berühmten Dichters der Stadt auf sich hat.

Es ist eine Freude, dieses Buch zu lesen, hat es auch seine traurigen Seiten. Wir begleiten Sam und seine drei Freunde auf ihrem Weg zum Erwachsen werden. Gerade haben sie Superkräfte bekommen doch wissen sie noch nicht, was sie damit anfangen sollen.


Von Benedict Wells sind in der Bücherei noch folgende Titel zum Ausleihen:

Vom Ende der Einsamkeit, wo drei Geschwister den Tod ihrer Eltern überwinden versuchen

Becks letzter Sommer, darin verbirgt sich ein magischer Sommer voller Träume und Musik

und Die Wahrheit über das Lügen, versammelt viele Geschichten

Hildas Buchtipp "Nordbräute"

{#Nordbräute}Wenig weiß man über Frauen wie Hildur, Jarmila, Ursula, Anita, und hunderte von ihnen mehr, die Ende des zweiten Weltkrieges nach Island ausgewandert sind. Die o.g. Bücher von Anne Siegel beschreiben bildhaft den Weg der Auswanderinnen, deren Schicksal und das Leben auf der Insel.

Nach dem zweiten Weltkrieg gibt es In Lübeck an die 150.000 Flüchtlinge, die in der Stadt gestrandet sind. Die meisten von ihnen sind Frauen. Sie suchen nach Arbeit und Unterbringung. Am 24. März des Jahres 1949 erhält der isländische Vizekonsul in Lübeck ein Telegramm. Darin bittet ihn der Isländische Bauernverband darum, Landarbeiterinnen und Landarbeiter aus Norddeutschland zu akquirieren. Die isländischen Bauernhöfe vereinsamen, denn die jungen Leute zieht es in die Stadt und in die neu gebauten Fischereifabriken. Auf dem Land fehlt es an der Arbeitskraft. Die Bezahlung ist gut, Aufenthalt auf 1 Jahr begrenzt.

Viele Frauen, viel mehr als der isländische Bauernverband sich angedacht hat, machen sich auf den Weg in ein Land, von dem sie vorher noch nie gehört haben. Sie treffen auf Bauernhöfen ein, die sehr einsam gelegen sind, es gibt keine ausgebauten Straßen, kein Strom und der Stall ist die Toilette. Gearbeitet wird mit Islandpferden und der Menschenkraft.  Trotz widriger Umstände bauen sich die meisten Auswanderinnen ein neues Leben auf, viele von ihnen heiraten und bleiben für immer. Island wird zu ihrer Heimat.

Unter den Auswanderern gibt es einige wenige Männer. Deren Schicksal wird in dem Buch anhand des Lebenslaufs von Georg erzählt.

Erklärung zu den Ausgaben:

„Frauen, Fische, Fjorde“ ist ein spannendes Sachbuch mit romanartigen Passagen untermauert mit vielen Bildern.

„Nordbräute“ beinhaltet das gleiche Thema in reiner Romanform

„Reykjavik Blues“ ist die Fortsetzung der Beiden und ist ein Roman über die Nachkommen der Auswanderinnen

Hildas Buchtipp "Violet"

{#Buchtipp  Violet}Die US-amerikanische Schriftstellerin Tracy Chevalier schreibt eindrucksvolle historische Romane. Unvergessen ist ihr der Roman „Das Mädchen mit dem Perlohrring“, das auch verfilmt und dreimal für Oscar nominiert wurde. Der Roman „Violet“ entführt uns in das England der 1930-er Jahre.

Violet Speedwell ist mitte, ende 30, unverheiratet und lebt gemeinsam mit ihrer Mutter in Southampton, einer Hafenstadt im Süden Englands. Dass sie noch einen Ehemann findet ist unwahrscheinlich, denn zu der Zeit gab es den sogenannten „Frauenüberhang“. Sollte Violet einmal alt werden, würde ihr Bruder für sie sorgen müssen. Dafür darf er sie auch „Altes Mädchen“ nennen. Violet ist allerdings eine Frau, die unabhängig sein will und ihren Unterhalt selbst verdienen möchte. So zieht sie von Zuhause weg und nimmt eine schlecht bezahlte Stelle als Schreibkraft in einer Versicherung in der nahegelegenen Stadt Winchester an. Dort versucht sie, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und stößt mit ihrem Vorhaben auf starken Widerstand sowohl in der Gesellschaft als auch in der Familie. Doch aufgeben ist keine Option für Violet. Trotz Herzklopfen unternimmt sie alleine eine mehrtägige Wanderung nach „Isle of Wight“ und traut sich, in der Gaststätte für sich ein Bier zu bestellen. Die verwunderten und mitleidigen Blicke der Männer und Paare die sie dabei begleiten, versucht sie zu ignorieren.  

Um in der fremden Stadt Kontakt zu finden, schließt sie sich der Frauengruppe der sogenannten Broderinnen an. Sie besticken Knie- und Sitzkissen für die Kathedrale von Winchester. Geführt wird diese Gruppe von Louisa Pelosi, einer realen Person, der die Autorin Chevalier mit diesem Roman ein Denkmal setzen will.

In den Roman schön eingewoben ist auch die Liebesgeschichte zwischen Violet und dem Glöckner Arthur, was dem Roman eine zarte Note verleiht.

Kleine Anmerkung: Die Knie- und Sitzkisten mit der im Roman beschriebenen Straminstickerei befinden sich noch immer in der Kathedrale von Winchester. An den meisten Tagen können die Besucher auf ihnen sitzen oder knien.

Weitere Bücher von Tracy Chevalier in der Bücherei Rodenbach

-          Der Neue, ein Roman über Anderssein in den 1970-er Jahren in Amerika. Heute Aktuell wie damals.
-          Das dunkelste Blau, ein historischer Roman und Liebesgeschichte untermalt mit etwas Mystik
-          Zwei bemerkenswerte Frauen, eine Geschichte über zwei Fossilienforscherinnen

 

 

Hildas Buchtipp "Maurice Swift - Die Geschichte eines Lügners"

{#Buchtipp Die Geschichte eines Lügners}Der Kellner Maurice, ein echter Adonis, hat zwei Ziele im Leben: Schriftsteller werden und ein Kind bekommen. Das Schreiben beherrscht er gut, doch fehlt es ihm an guten Ideen, um einen erfolgreichen Roman zu verfassen. In dem Restaurant, in dem er bedient, trifft Maurice auf den erfolgreichen Autor Erich Ackermann. Dieser erklärt dem Wissbegierigen Schönling, die Geschichten für Romane fänden sich in den Lebensgeschichten der Menschen. Jeder Einzelne trage ein Geheimnis mit sich, der Autor müsse es nur herausfinden. Damit leitet Ackermann, der selbst ein Geheimnis hütet, den Niedergang seiner eigenen Schriftstellerei ein. Wie ein Vampir saugt Maurice die Geschichten von Leuten auf, schreibt sie in seinen Romanen nieder und wird somit zum gefeierten Autor. Seine Schönheit öffnet ihm viele Türen, seine Respektlosigkeit und Intoleranz werden ihm immer verziehen. Viele Leichen säumen seinen Erfolg, viele gute Schriftsteller bleiben auf der Strecke, weil Maurice es so will. Mit viel Humor erzählt Boyne aus der Welt der Literaten. Die Literaturszene erscheint uns da wie ein großer Haifischbecken. Die Literaturkritiker können einen Schriftsteller und sein Werk hochloben und in kürzester Zeit wieder verreißen um ihn posthum erneut zu entdecken. Wir erleben eine Tour de Farce die ihr Tempo steigert und ihren Höhepunkt in der Aussage eines Kritikers erreicht. Dieser meint, Literatur sei wichtiger als Menschenleben und was bitte ein Problem sei, wenn Menschen sterben, solange zum Schluss ein gutes Buch herauskomme.   

Den Roman hat New York Times passend beschrieben: „Wunderbar fesselnd, bissig und geistreich“. Dem ist nichts zuzusetzen.

Von John Boyne finden sich in der Bücherei auch folgende Titel:
-   „Der Junge im gestreiften Pyjama“ als Buch
-   „So fern wie nah“ als Hörbuch

Hildas Buchtipp "Die Mitternachtsbibliothek"

{#Die Mitternachtsbibliothek}

Stellen Sie sich mal vor, wir könnten in einer Parallelwelt all die bereuten Entscheidungen ändern, all die ungelebten Begabungen und Interessen neu leben. Wo würde uns das Leben dann hinführen? Dieser 

Frage geht der Erfolgsautor Matt Haig in seinem neuen Buch „Die Mitternachtsbibliothek “nach. Das macht er auf eine spannende und auch vergnügliche Art.

Nora ist unzufrieden mit ihrem Leben, sie will Schluss machen mit allem. Gefangen zwischen Leben und Tod gelangt sie in die Mitternachtsbibliothek. In unzähligen Büchern stehen all die Leben geschrieben, welche die 37-Jährige sich einmal zu leben gewünscht hat. Nun darf Nora jede Entscheidung, die sie einmal bereut hat, revidieren. Sie schlittert von einer neuen Situation in die andere. Gänzlich unvorbereitet muss sie viel improvisieren um sich in ihrer neuen Umgebung zurechtzufinden.  Jedes von diesen neuen Welten hat eigenen Reiz und birgt sowohl Höhen wie Tiefen.

Mit Noras Geschichte versucht uns Haig das Wesen des Lebens zu erklären. Dabei bedient er sich der Philosophen Hobbes und Henry David Thoreau, der Quantenphysik sowie der Stringtheorie, der Theorie unsichtbarer Dimensionen. Er zeigt uns, was die größten Reichtümer der Welt sind, nämlich die Liebe, die Freunde, die Familie. Sie ergeben zusammen das Sicherheitsnetz, das den Fallenden auffängt.

„Die Mitternachtsbibliothek“ ist ein Buch, das den Leser mit dem wunderbaren Gefühl entlässt, mit seinem Leben zufrieden zu sein.

Von Matt Haig sind in der Bücherei neben der „Mitternachtsbibliothek auch folgende Titel vorhanden:

-     Wie man die Zeit anhält
-     Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben

Hildas Buchtipp "Das Wesen der Dinge und der Liebe"

{#Buchcover Das Wesen der Dinge und der Liebe}Elisabeth Gilbert, Autorin des Erfolgsromans „Eat, Pray, Love“ schuf mit „Das Wesen der Dinge und der Liebe“ einen majestätischen Roman über das Leben einer Wissenschaftlerin im 19. Jahrhundert. Genauso wie eine große Welle einen Surfer glücklich ans Ufer geleiten lässt, so trägt der Roman den Leser durch die Lebensgeschichte der Alma Whittaker um ihn an das gelungene Ende zu bringen. Das Buch ist pures Lesevergnügen auf 700 Seiten.

 

Alma hat das große Glück, in ein sehr reiches Elternhaus hineingeboren zu sein. Das große Anwesen das sie ihr Zuhause nennt steht in Pennsylvania. Die Annehmlichkeiten des Reichtums, verhelfen ihr zur Bildung und ermöglichen ihr die Erforschung der Pflanzen. Der Reichtum bewahrt sie keinesfalls vor harten Schicksalsschlägen. Manche meistert sie perfekt, an anderen scheitert sie und mit vielen muss sie sich versöhnen. Optimismus, Klugheit, sowie angeborene Intelligenz zeichnen sie aus und ermöglichen es ihr, sich so mancher Situation anzupassen. Sei es, wenn sie jahrelang ihren Vater, einen kampferprobten, erfahrenen, verwegenen, hemdsärmeligen, unsagbar reichen Mann mit rauen Umgangsformen pflegen muss. Sei es, wenn sie damit fertig werden muss, von Männern nie begehrt zu werden. Oder sei es, wenn sie auf Tahiti in einer wilden Zeit mit den Eingeborenen und der Natur im Einklang leben muss. in Holland, wo die Wurzeln ihrer Familie sind, findet sie letztendlich die Wärme und Geborgenheit, die sie sich immer gewünscht hat. Sie erkennt, ihre Forschungen die sie ihr Leben lang betrieb, haben Bestand.

 

Gilbert schafft es in den Roman so viele Höhepunkte hineinzupacken wie eine Ozean Welle Tröpfchen hat. Darin ist wunderbar und wahr der Gedanke enthalten, es gab immer außergewöhnliche Frauen, die große Wissenschaftlerinnen waren.

Hildas Buchtipp "Tief eingeschneit"

{#Hildas Buchtipp Tief eingeschneit}

"Tief eingeschneit“ ist ein Krimi, passend für diese Jahreszeit. Der Winter in Kanada wird darin so naturgetreu und anschaulich beschrieben, es kommt einem vor, als stünde man selbst mitten im Schneegestöber. Man fühlt förmlich die Eiseskälte die dort herrschen kann. Ein schönes Gefühl im warmen Zuhause, im bequemen Lesesessel, den Kanadischen Winter vor dem geistigen Auge Revue passieren und sich dabei von die Krimihandlung fesseln zu lassen.

Louise Penny, geboren 1958 ist eine kanadische Kriminalautorin. In Deutsch sind acht ihrer Romane um den Kommissar Armand Gamache erschienen. „Tief eingeschneit“ ist das zweite Buch aus dieser Reihe. Gamache ist Chef der Mordkommission der Sureté von Québec. Er ist ende fünfzig, ein Liebhaber guten Essens und vom Auftreten her ein wahrer Gentleman. Er besitzt ein Wochenendhäuschen im Dorf Three Pines. In diesem kleinen Ort passiert der Mord an der Frau mit dem Namen CC de Poitiers. Die Ermittlungen zu dem Mordfall entwickeln sich anschaulich, ohne Hetze. Da ist viel Platz für die Beschreibung der charakterstarken Dorfbewohner. Uns begegnen unter anderen die junge Künstlerin Clara, die verbitterte und alt gewordene Dichterin Ruth Zardo, dann die sogenannten drei Grazien: Emilie Longpré, die 90.-jährige Kaye Thompson und die plumpe Beatrice Mayer, die alle nur Mother Bea rufen. Dazu versteht es Kriminalautorin Penny ausgezeichnet, in die Ereignisse im Dorf auch etwas von der Geschichte Kanadas hineinzuweben.  Liest sich der zweite Teil des Krimis relativ selbständig, so ist es empfehlenswert, die Kriminalfälle der Reihe nach zu lesen. Die Bücherei hat alle Bände, die in Deutsch erschienen sind. Leider wurde die Reihe etwas willkürlich übersetzt und es sind paar Lücken entstanden. Wir können nur hoffen, es werden nach und nach alle Fälle übersetzt. Tatsächlich ist die Gamache Reihe eine Bereicherung für die Deutsche Krimiecke.   

Hildas Buchtipp "Heilige und andere Tote"

{#Buchtipp Heilige}Wer es spannend und mystisch mag und mit den Heiligen zurechtkommt, die um die Protagonisten schwadronieren, der liegt mit dem Buch „Heilige und andere Tote“ genau richtig. Ein fantasievoller Roman über eine aufopfernde, kluge, unerschütterliche Sozialarbeiterin die versucht, sich um den Messie artigen, heruntergekommenen Haushalt des verwahrlosten Mr. Cathal Flood zu kümmern. Mr. Flood hat schon viele Sozialarbeiter, Männer wie Frauen in die Flucht geschlagen. Maud Drennan, jedoch ist stark genug, dem grimmigen Hausbewohner zu trotzen. Die Messiegeschichte entwickelt sich mit der Zeit zu einem kleinen Kriminalfall in dem geklärt werden muss, was es mit dem Tod von Miss. Flood auf sich hat, warum Mr. Flood seinen Sohn hasst und noch einige andere Unstimmigkeiten müssen gelöst werden. Mauds Nachbarin Renata, eine leidenschaftliche Hobbydetektivin sowie eine Schar marodierender Heiliger helfen bei der Auflösung des Rätsels

Jess Kidds Schreibstil ist durchtränkt mit schwarzem Humor. Die Personen im Roman sind durchaus skurril und gerade das Bizarre macht sie interessant. Die Magie in der Geschichte ist das Sahnehäubchen des eigensinnigen Krimis.

Jess Kidd, 1973 in London geboren, verbrachte ihre Kindheit in Irland. Die Atmosphäre der Irischen Orte und das Leben dort vermag ihre Vorliebe für Geister und das Übernatürliche beflügelt zu haben.

Anmerkung: Von Jess Kidd ist in der Bücherei auch der Roman

 „Die Ewigkeit in einem Glas“ zur Verfügung. Dieser dann allerdings als „Onleihe“

Hildas Buchtipp "Die Bagage"

{#Buchtipp Bagage}Wer kann es sich vorstellen, der eigene Vater würde nie ein Wort mit einem wechseln, nie. Eigentlich undenkbar, bietet der Alltag doch so viele Möglichkeiten, so viele Gelegenheiten, ja Notwendigkeiten für einen verbalen Austausch untereinander. Und doch ist es passiert. Monika Helfer erzählt uns auf Erlebnisreichen 159 Seiten warum es dazu kommen konnte, dass ihr Großvater an ihre Mutter nie ein Wort gerichtet hat.  Allein die Neugier darüber was passiert ist, verleitet uns zum Lesen dieses Bändchens. Wir werden in eine Bergwelt entführt, wo die Natur rau ist, das Überleben am Rande der Gesellschaft dort noch schwerer war als anderswo. Die Hütte der Moosbrugger lag eine gute Stunde Weg entfernt vom Dorf, tief am Rande des Tals. Dahinter begann der Berg und hüllte die Hütte in den Schatten. Und doch hatte die Familie Moosbrugger etwas, auf das die Dorfbewohner im Tal missgünstig schauten. Maria Moosbrugger war eine Schönheit und Selbstbewusst. Sie konnte nähen, war trotz Armut und Seifenmangel gepflegt, genauso ihr Mann und die fünf Kinder. Dabei waren sie arm, hatten gerade zwei Kühe und eine Ziege. Wir schrieben 1914, erster Weltkrieg ist ausgebrochen, der Josef wurde eingezogen. Maria musste mit den Kindern und den schwierigen Umständen, dem Hunger, dem Mangel allein zurechtkommen. Sie schaffte es auf ihre Art und Weise und trotzte den missgünstigen, eifersüchtigen, neidischen, argwöhnischen und voreingenommenen Dörfern. Sie hielt ihre Familie liebevoll zusammen.

Monika Helfer, 1947 geboren, ist eine österreichische Schriftstellerin aus Vorarlberg. In ihren Büchern beschreibt sie das karge Leben in den Bergen und sie schreibt über ihre Familie.

In der Bücherei stehen weitere Romane  von Monika Helfer zur Verfügung:

„Schau mich an, wenn ich mit dir rede“ sowohl als Buch wie auch Onleihe

„Bevor ich schlafen kann“ als Onleihe

Hildas Buchtipp: Das wirkliche Leben von Adeline Dieudonné

{#20200813 Bearbeitetes Bild}Der kleine Gilles und seine Schwester leben mit ihren Eltern in einer Reihenhaussiedlung. Der Vater, ein gewalttätiger Mann, verbringt seine freie Zeit Whiskey trinkend vor dem Fernseher. Gleichzeitig ist er ein passionierter Jäger, dessen Liebe zur Jagd sich zu einer Obsession entwickelt hat. Die Trophäen bevölkern ein ganzes Zimmer. Darunter befinden sich auch und eine Hyäne und ein Elefantenzahn, die in der Geschichte eine große Rolle spielen. Die Mutter hat dem Vater und seiner Brutalität nichts entgegenzusetzen, sie fügt sich seinen Schlägen. Trotz der Gewalt und der Missstände bewahrt sich Gilles Schwester während der ganzen Zeit des Erwachsenwerdens einen bewundernswerten Optimismus. Sie hat einen unerschütterlichen Glauben an eine gewaltfreie, glückliche Zukunft für sich und ihren geliebten Bruder. Wird sie es schaffen? Der Leser darf gespannt sein.

Mit ihrem Erstling „Das wirkliche Leben“ schuf die 38-jährige belgische Schriftstellerin einen Roman besonderer Art. Es sind schauderhafte Szenen die sich in der Familie abspielen. Doch schafft es Dieudonné mit ihrer wunderbar zarten Sprache beim Leser das Gefühl zu erwecken, eine sanfte Briese umspielt ihn und das Buch. Die Sätze hinterlassen ein Gefühl, zart wie die Landung eines Schmetterlings auf der Haut. Ein wunderbares Kleinod.

Hildas Buchtipp: Der Mönch von Mokka von Dave Eggers

{#20200618}Entdeckt wurde der Kaffee von einem Äthiopischen Schäfer. Beim hüten seiner Schafe beobachtete er, wie seine Tiere quirlig und rastlos wurden, aßen sie von den roten Beeren eines bestimmten Strauches. Und es war Der Mönch von Mokka, der Scheich mit dem klingenden Namen Ali Ibn Omar Alquarashi al-Shadhili, der als Erster Kaffee gebrüht und damit den Kaffeehandel begründet hat. So kam es, dass vom Hafen Mokka der jemenitische Kaffee in die Welt gebracht wurde. Das war der feinste und der ursprünglichste Kaffee. Mit Jahrzenten verbreitete sich der Anbau über die ganze Welt. Brasilien pflanzte die Kaffeesträucher an, in Java wurden sie angebaut, in Arabien und an vielen Orten mehr. Mit der Zeit verlor jemenitischer Kaffee an seiner Qualität und Bedeutung. Die Bauern pflanzten lieber den Eintragssicheren Kath als den an Bedeutung   

In seinem fesselnden Tatsachen-Roman „Der Mönch von Mokka“ erzählt uns der Bestsellerautor Dave Eggers diese Geschichte des Kaffees. Er beschreibt den Lebensweg von Mokhtar Alkhanshali, einem Amerikaner mit Jemenitischen Wurzeln. Mokhtar versucht, den Jemenitischen Kaffee zu seiner Ursprungsqualität zu führen. Auf 378 Seiten folgen wir einer spannenden Geschichte und lernen dabei auch das Land Jemen und seine Menschen kennen.

Hildas Buchtipp: Die Flutwelle von Mikael Niemi

{#Flutwelle}Mikael Niemis Roman aus dem Jahre 2015 kommt daher wie eine Sintflut. 

Als Tatort wählt Niemi das Schwedische Kraftwerk Vietas hoch oben im Norden. Bergige, raue, unwegsame Landschaft gebiert raue Bewohner.  Am Damm und in der nahen Stadt Porjus arbeiten und wohnen der Angestellte Barney Lundmark, zwei Wissenschaftlerinnen, die Mutter einer Teenagerin, ein Ehepaar in Scheidung, deren schwangere Tochter. Eine Gruppe Künstlerinnen hält sich gerade zu der Zeit im nahen Wald auf einem Malkurs, genauso Adolf Pavval, der nur an diesem Wochenende zu „Batterien entladen“, wie er es nennt, aus London in seinen Heimatort kommt.  

Den ganzen Herbst über hat es in der Provinz Norrbotten geregnet. Mittlerweile haben sich in dem Suorva-Speicher unglaubliche Wassermengen gesammelt. Die Katastrophe ist unausweichlich, es komm zum Dammbruch und die Wassermassen begraben die ganze Landschaft unter sich. Jetzt heißt es für jeden einzelnen, sich in Sicherheit zu bringen. Wird es allen gelingen sich rechtzeitig aus der Gefahrenzone zu retten?

Niemi beschreibt präzise und minutiös wie sich in diesen Minuten der Katastrophe jeder der Anwesenden zu retten versucht. Gleichzeitig entwickelt der Roman eine interessante Charakterstudie. Die Geschichte zieht einen gänzlich in seine Bahn. Auf jeder Seite bibbert der Leser um das Leben der Menschen dort oben in den kalten Wasserfluten.  

Hildas Buchtipp: Die Betäubung von Anna Enquist

{#Betäubung}

Die schwedische Schriftstellerin Anna Enquist (geboren 1945) ist vom Beruf her Psychoanalytikerin und Konzertpianistin. Ihre Berufung hingegen fand sie in der Schriftstellerei, der sie sich seit 1991 ausschließlich widmet. In Ihrem Roman „Die Betäubung“ zeichnet sie die Arbeit der Psychologen, der Anästhesisten sowie den Krankenhausalltag auf. Für Medizin- und Psychologie-Interessierten Leser ist das ein erquickender, interessanter, Grenzen öffnender Roman. Im Sog der Geschichte steht eine Familie und deren Probleme. Wie jedes Familienmitglied die eigenen Schwierigkeiten zu lösen vermag, hängt eng zusammen mit dem jeweiligen Beruf.

Vorsicht bei der Wahl dieses Buches ist geboten: Alle Leser, die vor einem Krankenhausaufenthalt stehen und/oder schwache Nerven haben, sollten diese Geschichte meiden. Zu Detail genau beschreibt Enquist die psychischen Krankheiten, Operationen und die Arbeit der Anästhesisten.

Dieses Buch ist in der Bücherei als Buch, sowie als e-Book Download und als e-Audio Download vorhanden.

Weitere Titel von Enquist, die in der Rodenbacher Bücherei vorrätig sind:

„Denn es will Abend werden“ – Das Thema dieses Romanes ist die Frage, wie lebt man mit einer traumatischen Erfahrung  

„Letzte Reise“ – Geschichte über James Cook und seine Frau Elisabeth

„Streichquartett“ – Hier geht es darum, ob die vier befreundeten Musiker mit der Liebe zu Musik auch ihre Probleme lösen können.

Hildas Buchtipp: Herkunft von Sasa Stanisic

{#Stanisic2}Um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erlangen, musste der, aus ehemaligem Jugoslawien stammende Autor einen handgeschriebenen Lebenslauf bei der Ausländerbehörde einreichen. „Herkunft“ ist sein Lebenslauf, originell, spannend, humorvoll. „Denke dir das Leben schön“, sagte der Onkel immer zu Saša. Das macht er.

Stanišić macht die Welt schön, für sich und für uns Leser. Beim Lesen merken wir auf jeder Seite, der Autor schreibt und dichtet gerne, er ersinnt Geschichten und bleibt doch bei der Realität. Er geht gekonnt mit der Sprache um und schafft es somit, das Traumatische zu beschreiben und gleichzeitig optimistisch zu stimmen.

Verdient bekam Stanišić zahlreiche Literatur-Preise, 2019 auch den Deutschen Buchpreis. Er lebt in Hamburg. Seit Februar 2020 ist er Poetikdozent an der Hochschule RheinMain in Wiesbaden.

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