Der grüne Tipp - Frau Lohr
Contra Lebensmittelverschwendung
Als man mich um einen „grünen Tipp“ bat, war ich zunächst ratlos. Es war doch zu diesem Thema schon alles gesagt. Wir bemühen uns doch im Alltag um ein umweltbewusstes und nachhaltiges Verhalten. Wir fahren ein Elektroauto, einmal pro Woche wird auf dem Wertstoffhof entsorgt, Altkleider werden gespendet. Repariert und geflickt wird, was geht, Naturkosmetik kaufe ich von einer Freundin, hinterm Haus stehen ein Hochbeet und ein Kompost, Holunder-Sirup und Marmelade gibt es in Eigenproduktion. Es wird selbst gekocht, wenig Wurst und Fleisch. Natürlich könnte vieles noch optimiert werden…
Einer neuen Herausforderung allerdings stand ich in Zeiten von Corona und des Lockdowns gegenüber. Wir sind eine fünfköpfige Familie. Ich habe zudem meine fast 90jährige Mutter zu versorgen. Um Kontakte möglichst zu vermeiden, wollte ich so wenig wie möglich einkaufen gehen. Das bedeutete nun also Haushalten und gute Planung! Der Kühlschrank wurde stets gut gefüllt, da sich meine inzwischen erwachsene Meute ja auch selbst versorgen musste, wenn ich, zum Beispiel, arbeitete.
Dass sich jeder aus dem Kühlschrank und in der Vorratskammer bediente, bedeutete aber auch, dass vieles übrigblieb und ich mir dann oft überlegen musste, was ich nun aus diesen Lebensmitteln zaubern konnte, wollte ich nicht schon wieder einkaufen gehen. Und so kam ich zum Thema Lebensmittelverschwendung und Resteverwertung.
Der Anfang war schwer, das Kochen aufwändig, musste ich mich doch erst mit diesen Dingen auseinandersetzen. Rezepte sammeln und ausprobieren wurde eine neue Beschäftigung von mir. Und irgendwann machte sie richtig Spaß!
Wenn man liest, dass jeder Deutsche im Schnitt 82 kg Lebensmittel pro Jahr wegwirft, dann macht das nachdenklich. Oder dass laut WWF bei der Herstellung von 1 Kilogramm Brot 1000 Liter Wasser benötigt wird und jede fünfte Backware im Müll landet, dann erschreckt das! Es wird deutlich, dass wir den Bezug zu unseren Lebensmitteln verloren haben und gar nicht mehr darüber nachdenken, wieviel Arbeit und Ressourcen in ihnen stecken!
Oft sind Lebensmittel, die im Müll landen, noch gar nicht verdorben, sondern sie erscheinen uns einfach nicht appetitlich genug. Welker Salat, eine runzlige gelbe Rübe und Äpfel mit Druckstellen müssen nicht sein, einfach rechtzeitig essen oder weiterverarbeiten. Auch ein abgelaufener Joghurt kann durchaus noch gegessen werden. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Empfehlung des Herstellers. Das Produkt wird mit Ablauf des Datums nicht einfach ungenießbar! Anders verhält es sich mit dem Verbrauchsdatum bei Fleisch und Fisch. Das sollte man beachten! Ebenso wichtig ist die richtige Lagerung, nicht alles gehört in den Kühlschrank.
Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, beginnt beim Einkaufen. Es ist sinnvoll, nach einem Blick in Vorratskammer und Kühlschrank einen Einkaufszettel zu schreiben und wenigstens grob den Speiseplan für die Woche zu planen. Denn oft kaufen wir viel mehr, als wir brauchen, weil es gerade im Sonderangebot ist oder so lecker aussieht.
Dass bei all der Planung dennoch Reste übrigbleiben, kann wohl kaum vermieden werden. Reste sollte man aber am besten am nächsten Tag essen oder einfrieren. Bei allem anderen gilt es, kreativ zu werden! Es gibt viele ganz einfache und superleckere Tricks und Rezepte, Reste weiter zu verwerten. Altes Brot etwa, egal ob hell oder dunkel, verarbeite ich in der Pfanne mit viel Olivenöl zu knusprigen Croutons für Salate oder Suppen, oder zu Knödel. Nudel- und Reisreste ergeben mit Ei gebraten oder als Salat ein gutes Abendessen, ebenso gekochte Kartoffel mit Speck und Zwiebeln gebraten, dazu Kräuterquark. Verschiedenes Gemüse wie Zucchini, Lauch, gelbe Rüben, Paprika etc. verarbeite ich zu Suppen, Gemüsebolognese oder Ofengemüse. Es gibt so viele Möglichkeiten.
Steht man aber vor dem Kühlschrank und hat nicht die leiseste Ahnung, was man aus den vorhandenen Lebensmitteln kochen soll, dann helfen Bücher zu diesem Thema und sogenannte Rezepte-Apps, die man sich kostenlos herunterladen kann, wie zum Beispiel „Zu gut für die Tonne“ oder „Eat smarter“.
Wie gesagt, irgendwann macht es richtig Spaß….
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